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RICHARD DIESING (freier Journalist)
MIT JOKY ONE (Hörspielwerkstatt Phantastonia / Bad Hersfeld)

Komplettes Interview 11/2016

für golem.de zum Thema "Amateur-Hörspiele im Internet".

Richard Diesing
Wie kam es dazu, dass du Hörspiele für Amateur-Hörspiele produzierst?
JOKY ONE
Eher untypisch durch die Musikproduktion. Ich bin kein sogenanntes Kassettenkind und ich kannte mich in der Hörspiel- & Sprecherszene auch gar nicht aus. Durch ein paar witzige Projekte und Blödeleien bin ich zusammen mit ein paar Mitstreitern durch Zufall auf die Hörspielschiene geraten und ohne den Markt zu kennen, haben wir 2003 blindlings die ersten Geschichten umgesetzt und zwar kommerziell. Erst viel später habe ich nach und nach realisiert, wo man sich da reingelenkt hat... und noch viel mehr später habe ich eine freie Szene entdeckt, die ich sehr kreativ und inspirativ fand. Durch die heutigen wunderbaren Möglichkeiten der Audiobearbeitung mit freier Software, freien Soundeffekten und günstiger Aufnahmetechnik entstand dann auch die Idee der Hörspiel-Werkstatt in der Stadt Bad Hersfeld, welche ich irgendwann in Kooperation mit einer Kinder- & Jugendeinrichtung in die Tat umsetzte.
Richard Diesing
Hat das Einfluss auf deinen eigentlichen Job? Oder ist es vielleicht sogar andersherum? Also dass du Erfahrungen aus deinem Job in das Hobby, wenn es eins ist, mitnimmst?
JOKY ONE
Eigentlich sowohl als auch. Anfangs sollten in der Hörspiel-Werkstatt eigentlich vorwiegend fantasievolle spannende Kindergeschichten mit Happy-End produziert werden, doch das normale Leben erzählt meist so viele interessante Geschichten, so das man immer wieder für Hörspiele inspiriert wird. Als Freiberufler betrachte ich aber die Hörspielproduktion auch mehr als Job, neben meiner Tätigkeit in der Pflege und meiner Tätigkeit in der Kinder- & Jugendarbeit. Alles unter einen Hut zu bekommen ist oft gar nicht einfach, aber es ist mir alles gleichwichtig.
Richard Diesing
Wie viel Zeit steckst du pro Woche ca. In die Produktion der Hörspiele?
JOKY ONE
Wahrscheinlich viel zu viel. Manchmal 2 Stunden am Tag, manchmal 8 Stunden am Tag, manchmal auch mehrere Tage gar nicht. Die Details und Feinheiten, die der gewöhnliche Hörer wohl kaum oder nur unterbewußt wahrnimmt, halten am meisten auf und verschlingen einen großen Teil der Zeit. Zeit ist mein größter Gegner, denn ich würde gerne viel mehr Hörspiele umsetzen. Manchmal ist aber auch nichts zu machen, der Monat Dezember z.B., da gibt es so viele Termine und Kids Events, dass ich kaum zum Hörspielern komme. Da ist man dann froh, wenn man irgendwann wieder am Sounddesign werkeln kann.
Richard Diesing
Wie läuft die Produktion ab? Nehmen die Sprecher in einem (Home-) Studio auf? Oder machen die das selber und du schneidest das nur zusammen?
JOKY ONE
Sowohl als auch. In der Hörspiel-Werkstatt wird in der Kabine aufgenommen, aber nicht nur. Es kann auch mal nach draußen gehen oder in irgendwelchen Kinder- & Jugendeinrichtungen. Zudem werden noch die angefragten Sprecher übers Internet gemischt, die nehmen nach ihren Möglichkeiten selbst auf und schicken mir das zu. Der sogenannte Dialog-Schnitt geht dann relativ schnell von der Hand, danach folgen die technischen Anpassungen und die Vertonung per Software auf dem PC.
Richard Diesing
Wie schaffst du es, dass sich die Hörspiele für den ungeübten Hörer genauso gut anhören wie professionelle Hörspiele?
JOKY ONE
Wenn das wirklich so ist, dann ist es eine schöne Wertschätzung meiner Kreationen. Da ich leider nicht so viele Vergleiche habe, kann ich das selbst nur schwer einschätzen. Hörspiele mit bekannten Sprechern aus Funk und TV mag ich ja eigentlich auch nicht so gern, die klingen meist so glatt und rund, ohne Ecken und Kanten. Zudem hat man dann beim Hören oft die bekannten TV-Rollen als Bild vor sich, dass finde ich furchtbar. Aber der Einsatz von bekannten Stimmen hat ja scheinbar Konjunktur bei etlichen Produzenten und ist eine Art von Konsumentengarantie. Doch auch in der freien Szene gibt es tolle Sprecher, die man durchaus als professionell bezeichnen kann. Für mich ist neben einer schönen Klangfarbe der Stimme mit eventuellem Wiedererkennungswert auch ein glaubwürdiges Spiel für Rollenbesetzungen ausschlaggebend. Die große Herausforderung ist ja meist die Anpassungen der unterschiedlichen Sprecheraufnahmen, die manchmal schon grenzwertig in der Qualität sein können. Da wird in der Audiobearbeitung viel getrickst und die Frequenzen hin und her geschoben, bis es hörbar paßt. Das Sound-Design empfinde ich dann als besonders interessant und kreativ. Oft kommen da noch wundervolle Ideen beim Ausprobieren und Machen dazu. Für mich funktioniert die entsprechende Szene erst dann, wenn sie auch die Bilder in meinem Kopf erzeugt. Oft braucht es dazu nicht die perfekten Sprecher und Aufnahmen, vielmehr aber die kleine Feinheiten und Details im Hintergrund und bei den Soundeffekten. Produzenten im Amateurbereich machen auch oft den Fehler Räume und Hintergründe zu übertrieben und zu laut ins Hörspiel zu mischen. Auch hier gilt wohl meist die Regel: Weniger ist mehr.
Richard Diesing
Glaubst du, dass Hörspiele durch das Internet einen "revival" erleben?
JOKY ONE
Wenn man sich so im eigenen Umkreis umschaut bzw. umhört, da existiert für die Leute häufig gar keine Hörspielbranche und wenn man so will, müßte man wohl die meisten Leute erst aufklären und überzeugen. Auch Sozialpädagogen und Kindereinrichtungen nennen ihre medialen Themen Hörspiel, was aber eher mit Beschäftigung und Vorführung zu tun hat, als mit künstlerischem Kopfkino. Trotzdessen der Begriff Hörspiel heutzutage in aller Munde ist, glaube ich nicht, dass man das mit den Booms der vergangenen Jahre gleichsetzen kann. Aber die Hörspiel-Werkstatt Bad Hersfeld zeigt den Kids eine andere Hörspiel-Welt mit dem Anspruch hochwertiger Umsetzung und vorzeigbarer Ergebnisse. Mehr von dieser Art Konzept würde bestimmt bei der jüngeren Generation eine steigende Begeisterung auslösen.
Richard Diesing
Können Amateur-Hörspiele durch das Internet deiner Meinung nach deutlich mehr Hörer erreichen? Oder ist es so wie vor-Internet-Zeiten?
JOKY ONE
Ja und Nein. Nach meiner Meinung kann sich ein tolles Hörspiel durch das Internet schnell und weit verbreiten und somit vielleicht auch zu einer guten Fanbase finden. Doch mittlerweile ist der tägliche Audio- und Videomüll so groß und unüberschaubar geworden, dass es der potentielle Hörspiel-Konsument echt schwer hat sich durch den ganzen Audio-Matsch, was sich alles Hörspiel nennt, zu wühlen. Die Hörspiel-Werkstatt z.B. hat einige tolle Kurzhörspiele, die meiner Meinung nach noch viel mehr Hörer haben müßte, wenn sie nicht in diesem Sumpf untergehen würde. Und wenn man sich, wie ich, den sozialen Netzwerkplattformen auch noch entzieht, wird es heutzutage noch schwieriger. Das ist aber für mich keine bestimmende Situation, welche es verhindern würde auch weiterhin tolle Hörspiele zu produzieren.
Richard Diesing
Kannst du mir mal genau erklären, wie das zusammenschneiden und zusammentragen der Hörspielszenen funktioniert? Also was quasi zwischen dem Verschicken der Sprecher-Audios an dich bis zum fertigen Hörspiel passiert?
JOKY ONE
Diese Frage bezieht sich dann auf die dezentralen Projekte. Es ist im Grunde genommen wie ein Bausteinkasten, bei dem sich die manchmal nicht ganz einfache Aufgabe stellt, aus allen Einzelteilen ein Kunstwerk zu erschaffen. Man hat eine grobe Vorstellung, ein paar Inspirationen, weiß aber oft selbst noch nicht wie das Endergebnis dann genau ausschaut. Bevor es überhaupt nur annähernd wie Hörspiel klingt, muß aus dem vorliegenden Material ein Szenegerüst mit den dazugehörigen Dialogen geschnitten werden. Hier könnte sich die Arbeitsweise der sogenannten Cutter schon recht unterscheiden. Hat man tolle Aufnahmen, ist man mitunter schnell am Ziel. Allerdings kann auch eine Auswahl an guten Takes sehr schwierig sein, wenn man nicht weiß, für welche Aufnahme man sich entscheiden soll, weil alles prima klingt. Das ist aber bei den Amateuren doch recht selten. Ich nehme es hier auch sehr detailgenau und höre alle Fehler wie, Schmatzer, Knackser, unangenehme Zischlaute usw. heraus, die ich dann, wenn es sein muß, silbengenau korrigiere, austausche und wieder zusammenfüge. Letztendlich stehen dann die Szenen und es kann geprüft werden, ob eventuell Zusatztakes oder neue Takes angefordert werden müssen. Ist alles komplett, werden die Stimmen angepaßt und bearbeitet. Für mich gilt hier: Weniger ist mehr und deshalb halte ich mich bei der Audiobearbeitung schon sehr zurück, es sei denn eine sehr schlechte Aufnahme macht das erforderlich. Man muß sich auch eingestehen, das man in solche kostenfreien Projekte nicht unendlich Zeit stecken kann und man muß lernen mit Kompromissen in der Produktion zu leben. Mit dem Hinzufügen der ersten Hintergründe und dem Setzen örtlicher bzw. räumlicher Punkte für Figuren und Handlungen werden die Szenen langsam lebendig. Wichtig hierbei ist, dass auch weniger bewußt wahrnehmbare Geräusche wie Fußschritte und das Bewegen der Kleidung usw. einer Figur den gleichen räumlichen Punkt haben müssen. Nur allzu oft hört man Schritte und Person aus verschiedenen Richtungen in Amateurprojekten. Mit der Automation in den Audio-Programmen kann man dann z.B. seine Figuren im Raum umherlaufen lassen. Ein gelungenes räumliches Klangbild ist dann meiner Meinung nach die Profidisziplin. Mit dem Sound-Design kriegt dann die Geschichte wirklich Spannung und Leben. Das ist dann auch der Punkt, wo meiner Meinung nach im Amateurbereich das meiste Potenzial verschenkt wird, nicht zuletzt wohl auch aufgrund fehlender Möglichkeiten und Fähigkeiten. Wenn ich viel Zeit habe, arrangiere ich meine Soundparts und Soundwelten selbst mit erworbenen Soundbibliotheken und den mittlerweile unzähligen freien Soundeffekten, Samples und Vst-Instrumenten die es auf dem Markt so gibt. Manchmal mache ich Soundeffekte und Geräusche auch noch selbst mit einem tragbaren Aufnahmerecorder, das schafft eine ganz besondere Wahrnehmung zur Materie. Paßt dann letztendlich alles zusammen, geht es an den finalen Mix. Störende Frequenzen werden korrigiert, die Lautstärke lauter und leiser Passagen angepaßt. Bevor es dann veröffentlicht wird, muß es noch einmal ganz genau angehört werden. Ich mache dann immer eine Liste mit Stellen, die für meinen Geschmack noch einmal korrigiert werden müssen... und es gibt immer eine Liste.
Richard Diesing
Die meisten Audio-Files werden ja, denke ich mal, zuhause aufgenommen. Wie bewertest du bei sowas die Qualität (schließlich sind akzeptable Mikrofone recht günstig zu erwerben, oder?)
JOKY ONE
Wenn ich ehrlich bin, ist mir das Mikrofon eigentlich egal. Ich hatte schon optimale Aufnahmen mit Billig-Geräten sowie auch sehr bescheidene Aufnahmen mit Profigeräten. Was nützt schon ein Top-Mikro, wenn die Aufnahmebedingungen schlecht sind. Es gibt manchmal einfach günstige oder ungünstige Bedingungen bei den Hobbysprechern zu Hause und in den Szene-Foren wird unendlich darüber diskutiert, wie man seine Aufnahmen optimieren kann. Die Qualität der Takes die ich von den Sprechern bekomme ist in der Tat sehr breit gefächert und reicht von erstaunlich gut bis zum Zusammenschlagen der Arme über den Kopf. Ein leidenschaftlicher Sprecher versucht aber erfahrungsgemäß immer seine Aufnahmen zu verbessern, wenn man ihn darauf hinweist. Es gibt aber auch Amateursprecher, die sind kritikresistent und von sich zu sehr überzeugt, so das sie dabei die Qualität ihrer eigenen Aufnahmen nicht mehr wahrnehmen. Man kann heute schon viele technische Tricks anwenden, um aus einer schlechten Aufnahme noch etwas herauszuholen, allerdings erwarte ich von den Mitwirkenden, die gutes Hörspiel machen möchten, auch immer bestmögliche Qualität der Takes und da lege ich die Meßlatte im Hobbybereich jetzt nicht all zu hoch. Minimale Störgeräusche oder leichtes Rauschen sind für mich keine Sache, im Gegenteil, oft lasse ich diese sogar unbearbeitet, weil sie bei einer entsprechenden Hintergrundkulisse (auch Atmosphäre oder Ambiente) nicht weiter ins Gewicht fallen. Unser ganzes Alltagsleben ist voller Hintergrundgeräusche, es gibt wohl kaum eine absolute Ruhezone in der Natur. Ein No-Go für mich sind allerding Aufnahmen mit Raum-Hall und genau mit diesem fiesen Problem schlagen sich die Hobbysprecher meistens herum.
Richard Diesing
Zur vorherigen Frage: Was macht man denn, wenn mehrere Personen in einer Szene auftreten. Kann man das so schneiden, dass sich das „richtig“ anhört oder müssen sich die Sprecher dann treffen?
JOKY ONE
Die Herausforderung ist ja, die Szenen so klingen zu lassen, das der Hörer nicht im Geringsten daran zweifelt, das die Personen gerade echt und authentisch miteinander agieren. Ich möchte behaupten, das man das heute problemlos ohne gemeinsame Studioperformance abmischen kann. Letztendlich muß nicht nur der Dialog zwischen Personen echt klingen, sondern das ganze Hörspiel ein echtes Klangerlebnis erzeugen. In der Umsetzung gibt es da auch ein paar Tricks, aber das Wichtigste ist wohl die Anpassung der Stimmen, sprich Frequenzbearbeitung. Ich teste meine Arbeiten immer, ob sie bei mir auch Bilder, also Kopfkino erzeugen. Erst dann ist ein Hörspiel für mich ein gutes Hörspiel. Ich habe es da sowieso etwas schwerer, denn ich höre bei Hörspielen immer zu allererst darauf, wie es umgesetzt ist, welche Sounds eingesetzt wurden, ob die Räume real klingen und die Sprecher authentisch sprechen usw. Wenn es einem Werk gelingt mich davon wegzuziehen und mich mitreißen und unterhalten kann, dann ist es für mich großartiges Kopfkino.
Richard Diesing
Wie unterscheiden sich deiner Meinung nach Amateur-Hörspiele von klassischen Hörspielen?
JOKY ONE
Ich bin nicht Konsument genug, um diese Frage zu beantworten. Zudem ist es auch eine Frage der Definition... was sind Amateur-Hörspiele und was zeichnet eine Profi-Produktion aus und in Bezug auf was? Sprecher? Geschichte? Technische Umsetzung? Hörspiel-Hören ist wohl auch eher eine Frage des eigenen Genre-Geschmacks und erzeugt dann vorwiegend subjektive Meinungen. Bei den Amateuren findet man noch das Einfache und Unbedarfte ohne Hollywood-Soundwelten, welches hier und da wohl eine gewisse Sympathie vermittelt. Außerdem argumentiert die freie Szene auch häufig mit der Themenfreiheit, welche bei kommerziellen Sachen durch die Orientierung am Markt und Käufer doch sehr eingeschränkt ist. Ich vermag keine weiteren Unterschiede der Sparten zu benennen, für mich gibt es eigentlich nur "gut Gemachtes" und "schlecht Gemachtes", ganz egal in welchem Bereich.

Joky One in der Hörspiel-Werkstatt Bad Hersfeld

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